Aids - Hilfe Kassel
Auch kleine aber feine Institutionen wurden durch mich beraten - wie die AIDShilfe Kassel.Nach einer längeren Organisations-Supervision entschied sich die AIDSHilfe Kassel ein Leitbild zu entwickeln, welches sowohl von allen Mitgliedern getragen werden sollteals auch dem steten Wandel der Thematik AIDS in unserer Gesellschaft gerecht werden mußte. Hier das Ergebnis:

Unser Leitbild
PRÄAMBEL
AIDS hat unsere Gesellschaft und das Leben der Menschen verändert.
AIDS ist eine Infektionskrankheit - und ist doch keine Krankheit
wie jede andere.
AIDS ist bis heute unheilbar, AIDS rührt an Tabus: Sexualität,
Sucht, Krankheit, Tod. Deshalb sind Menschen mit HIV und AIDS
von Ausgrenzung und Diskriminierung bedroht. Wir, die AIDS-Hilfe
Kassel, stellen uns den damit zusammenhängenden Anforderungen.
Aufklärende und politische Arbeit, Prävention und Hilfen
für Menschen mit HIV und AIDS und Angehörige, sowie
das Zusammenwirken von hauptamtlicher, ehrenamtlicher und Selbsthilfearbeit
bilden ein dicht geknüpftes Netz.
Dieses Leitbild ist eine Bestandsaufnahme über das, was wir sind und was wir wollen. Durch die Mitwirkung aller Gruppen des Vereines haben wir es in einem sehr verbindlichen Prozess erarbeitet, der von gegenseitiger Wertschätzung geprägt war. Dabei sind Verbindungen gewachsen, die über den Prozess hinausgehen. Alle Beteiligten identifizieren sich mit dem Leitbild der AIDS-Hilfe Kassel. Wir meißeln es nicht in Stein, da es einer ständigen Weiterentwicklung unterliegt.
WER WIR SIND
Wir, die AIDS-Hilfe Kassel, sind ein eingetragener Verein, der
als gemeinnützig anerkannt ist. Wir gehören dem Dachverband
Deutsche AIDS -Hilfe an.
Die Säulen des Vereins bilden haupt- und ehrenamtliche Arbeit,
z.T. in Form von Selbsthilfeaktivitäten.
Wir sind Arbeitgeber für hauptamtliche MitarbeiterInnen mit
den Arbeitsschwerpunkten Beratung, Betreuung und Prävention.
Hauptamtliche MitarbeiterInnen sichern die Fachlichkeit und Professionalität
der Angebote und Dienstleistungen. Sie bilden sich laufend fort
und nutzen regelmäßig das Angebot der Supervision.
Ihre Arbeit sichert die Struktur und die Organisation des Vereins.
Sie arbeiten in einer offenen und konstruktiven Atmosphäre,
die von kollegialer Wertschätzung geprägt ist.
Die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sind ein zentraler Baustein
im System der AIDS-Hilfe Kassel
Sie sind motiviert, engagiert und werden regelmäßig
aufgabenbezogen qualifiziert. Sie arbeiten z.B. in der Telefonberatung,
in der Prävention, in der Betreuung oder im Café progressHIV.
Sie bringen ihre persönlichen und beruflichen Fähigkeiten
auf vielfältige Weise ein.
Sie haben eine persönliche Nähe zum Thema HIV/AIDS aufgrund
biographischer Hintergründe und/oder den Wunsch nach sinnvollem
sozialem Engagement.
Ihr Potenzial ist ihre Authentizität.
Die EhrenamtlerInnen haben die Möglichkeit, ihre Mitarbeit
in der AIDS-Hilfe Kassel eigenverantwortlich zu gestalten und
genießen Mitspracherecht.
Ehrenamtliche Arbeit hilft uns bei der Erreichung unserer Ziele; sie vernetzt die AIDS -Hilfe-Kassel in der Gesellschaft.
Auch der Vorstand der AIDS-Hilfe Kassel arbeitet ehrenamtlich und wird alle zwei Jahre von den Mitgliedern des Vereins gewählt.
Die Selbsthilfearbeit in der AIDS-Hilfe Kassel ist ein gelebter Beitrag menschlicher Solidarität. Menschen mit HIV und AIDS beteiligen sich in allen Bereichen der AIDS-Hilfe Kassel.
Betroffene unterstützen sich gegenseitig bei der Lösung
von ähnlich gelagerten Problemen.
Es entsteht ein stabiles Netz aus gleichgesinnten PartnerInnen,
das in Krisensituationen trägt.
Unsere Selbshilfekompetenz entsteht durch engagierte Menschen mit HIV und AIDS, die persönliche Erfahrungen mit allen Aspekten der Infektion und verschiedenen Bewältigungsstrategien einbringen.
Selbsthilfe ist unabdingbar für die Erreichung unserer Ziele. Wir geben Selbsthilfe und Projekten Raum und fördern sie.
Aus dem Zusammenwirken von Hauptamtlichen, Ehrenamtlichen und Selbsthilfe entsteht ein Unterstützunspotential, das einzigartig ist. Es bedeutet Lebendigkeit, die auch Konflikte beinhalten kann.
UNSER SELBSTVERSTÄNDNIS
Der Mensch ist Körper, Seele und Geist innerhalb komplexer
sozialer Bezüge, deshalb begegnen wir ihm in unserer Arbeit
ganzheitlich.
Wir wissen um den Zusammenhang zwischen individuellen Situationen und gesellschaftlichen Zuständen.
Jeder Mensch hat ein Selbsthilfepotential. Wir stärken ihn darin.
Wir treten offen und annehmend mit Menschen in Kontakt. Wir gehen von guten Absichten aus.
Wir akzeptieren den Einzelnen in seiner Lebensform, nehmen aber nicht jedes Verhalten unkritisch hin.
Wir achten auf eine menschenwürdige und verständliche Sprache.
Kränkungen sind im Zusammenwirken nicht immer vermeidbar. Wir mindern sie durch Information und Transparenz.
WAS WIR WOLLEN
Wir wollen eine weitere Verbreitung von HIV und AIDS verhindern.
Wir verbessern die Lebenssituation von Menschen, die an HIV/AIDS erkrankt sind durch eine Vielzahl unterschiedlicher individueller Unterstützungsangebote und auf gesellschaftlicher Ebene.
Wir ermutigen Menschen mit HIV und AIDS, eigenverantwortlich mit ihrer Krankheit umzugehen
Wir verstehen uns als parteiliche Interessenvertetung, sowohl gesellschaftspolitisch als auch in ganz konkreten Konfliktsituationen (z.B. gegenüber Behörden oder Einrichtungen des Gesundheitswesens).
Wir treten ein für gesellschaftliche Verhältnisse, in denen sich alle Menschen verantwortlich in Bezug auf HIV/ AIDS verhalten können (z.B. Spritzenvergabe im Knast).
Wir unterstützen verantwortliches Verhalten sich selbst und anderen gegenüber.
Wir fördern die Auseinandersetzung über tabuisierte Themen, um Berührungsängste zu mindern, sowohl gesellschaftlich als auch individuell.
Indem wir Diskriminierungen entgegenwirken, helfen wir mit unserer Arbeit Menschen mit HIV und AIDS und ihren Angehörigen, ein gesellschaftlich akzeptiertes Leben mit der Infektion zu führen.
Wir erweitern unser Beratungsangebot auch auf andere über Blut oder sexuell übertragbare Krankheiten, insbesondere Hepatitis C.
WAS WIR TUN
Wir beraten Menschen mit HIV und AIDS und alle Menschen, die von
diesem Thema berührt sind, persönlich oder telefonisch
und führen kostenlos und anonym den HIV-Antikörpertest
durch.
Wir informieren über die Grundlagen medizinischer Behandlung
bei HIV/AIDS.
Wir unterstützen und beraten bei allen Fragen der medizinischen
Versorgung.
Wir arbeiten in der Prävention mit verschiedenen Zielgruppen, insbesondere jungen Menschen, schwulen Männern, DrogengebraucherInnen, MigrantInnen, betroffenen Berufsgruppen und MultiplikatorInnen.
Wir betreuen Menschen mit HIV und AIDS und deren Angehörige.
Dabei unterstützen wir die KlientInnen auch über die
Krankheit hinaus in ihren oft sehr vielfältigen und unterschiedlichen
Problemlagen.
Mit dem "Betreuten Wohnen" bieten wir die Möglichkeit
einer intensiven psychosozialen Begleitung.
In der JVA Kassel unterstützen wir Strafgefangene durch Beratungs-
und Betreuungsangebote.
In der AIDS-Hilfe Kassel gibt es unterschiedliche Selbsthilfeprojekte
z.B. Selbsthilfegruppe, Café progressHIV.
WIE WIR ARBEITEN
Jede/r, die/der im Zusammenhang mit HIV/AIDS oder anderen Erkrankungen
zu uns kommt, wird in ihrem/seinem Anliegen ernst genommen.
Unser Beratungs- und Informationsangebot steht jedem offen.
Wir entwickeln uns entlang den gesundheitspolitischen Anforderungen
und orientieren uns am Bedarf.
Wir schätzen, fördern und verbinden professionelle Arbeit und Laienkompetenz. Aus diesem Spannungsfeld entwickelt sich unsere Lebendigkeit.
Wir vernetzen uns mit Organisationen und Initiativen, die unsere Grundhaltung teilen.
Bei uns haben alle Mitarbeitenden ein Recht auf klare Strukturen.
Sie werden informiert und informieren sich selbst.
Unser Informationsfluß verläuft in vereinbarten Bahnen.
Unser Vorstand arbeitet vertrauensvoll mit den verschieden Gruppen des Vereins zusammen, ist offen für aktuelle Diskussionen und legt langfristige Ziele und Strategien fest.
Wir bieten unterschiedliche Zugangswege durch professionelle und ehrenamtliche Angebote.
Wir freuen uns über Anregungen und Unterstützung in
jeder Form.
Verabschiedet von der außerordentlichen Mitgliederversammlung
am 19. September 2002.
Quelle: http://kassel.aidshilfe.de